Von Bienchen und Blümchen

Vermutlich hat diese Umschreibung für sexuelle Aufklärung und Fortpflanzung ihren Ursprung in der viktorianischen Zeit, also im 18. Jhd. Eine Zeit, in der es als unangemessen galt, über intime Themen offen zu sprechen. Eine Zeit des sozialen Wandels, technologischen Fortschritts, kultureller Blüte und zugleich restriktiver Moral und gesellschaftlicher Normierung. Vor allem eine Zeit, die bis heute großen Einfluss auf unsere Werten, Normen und Denken hat.

Verschiedene Methapern sind damals wohl entstanden, um dieses “anstößige” Thema zu beschreiben, bzw. “Die Freuden der Ehe genießen.” oder aber “Die Pflichten der Ehe erfüllen.” Man sprach vom “Garten der Liebe” oder von “Liebe machen”.  Vergleichen wir dies mit unserem heutigen Sprech, so sind wir vielleicht nicht so sehr romantisch unterwegs. Aber noch immer scheinen wir lieber zu umschreiben, als Dinge bei ihrem Namen zu nennen.

Dann ist von “miteinander schlafen” oder “es sich machen” die Rede. Unsere Organe tragen Namen wie “Muschi”, “Liebesgrotte”, “Pullermann” oder “sein bestes Stück”. 

Aufgeklärt und doch nicht aufgeklärt – so möchte ich unsere heutige Zeit beschreiben. Wir könnten so viel wissen, so gut informiert sein und doch bleiben wir oft weit hinter dem möglichen zurück. Wir geben uns zufrieden mit Halbwissen, mit Sachen, die wir irgendwo mal aufgeschnappt haben oder mit dem was wir in den Porno-Medien gezeigt bekommen. Wie schön oder schlimm das eigene Sexleben dann wird bleibt zum einen Teil dem Zufall überlassen und zum anderen Teil stellen wir uns schnell selbst in Frage, ob bei uns den alles wirklich “normal” ist, ob alles stimmt. Oft bleiben wir mit diesen Gedanken und Fragen allein und trauen uns nicht sie zu klären. Ich würde gerne wissen: WARUM? Warum ist es im 21. Jhd., in einem “aufgeklärten” Zeitalter nicht möglich offen, authentisch, frei über Sexualität zu sprechen? Warum stecken wir da immer noch in den Einstellungen des 18. Jhds. fest? Warum haben sich nur die Bilder in eine weniger romantische Form gewandelt – aber noch immer sind es Bilder?

Ich freue mich wenn Frauen und Männer die Selbstsicherheit und den Mut aufbringen, die Dinge beim Namen zu nennen: Gerade beim Sex. Und ich fördere es, wenn wir uns darüber austauschen, was gute Begriffe für unsere Organe, für den Sex als solchen und auch für das Erklären von Sexualität gegenüber Kindern ist. Lasst uns unserer Reden in eine aufgeklärten Sprache vollziehen. Lasst uns Scham und unterdrückende Sexualmoral ablegen, damit wir über “die schönste Nebensache der Welt” selbstbewusst und informiert sprechen können. Lasst uns unsere Kinder wirklich aufklären, in einer altersgerechten Weise aber immer offen, ehrlich und ohne falsche Bilder.

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